Anzeige In den letzten Wochen waren wir viel mit dem Auto unterwegs. Ein Oma- und Opabesuch da, unser Urlaub im Center Parcs, unser Städtetrip nach Berlin, … Da kommt einiges zusammen. Leider sind weder der Lavendeljunge noch das Lavendelmädchen gute Autofahrer. Bereits nach wenigen Metern haben sie die Nase voll. Vom Lavendeljunge hört man dann fast im Minutentakt die Klassiker: „Wann sind wir endlich da?“ und „Ich muss mal.“
Zum Glück haben wir inzwischen ein Zaubermittel gefunden, das ihn relativ zuverlässig verstummen lässt. Ob im Auto oder auch zu Hause: Der Lavendeljunge liebt es, Hörspielen zu lauschen. Beim Hören kann er in eine völlig andere Welt abtauchen und ist dann wunderbar abgelenkt. Kein „Wann sind wir endlich da?“ oder „Ich muss mal.“ sind dann mehr zu hören, schließlich will er ja der Geschichte folgen. Ein Segen für unsere Ohren und Nerven.
Eine klitzekleinen Nachteil hat das Ganze jedoch: Die Hörspiele und Lieder-CDs, die der Lavendeljunge gerne hört, entsprechen nicht unbedingt unseren Vorlieben. Jedenfalls, wenn man die CDs nicht nur einmal, sondern auf einer Autofahrt oft gleich drei Mal hintereinander hören muss. Irgendwann bekommt man unweigerlich das Gefühl, dass man die Texte schon mitsprechen kann. Doch nicht nur das: Andere Eltern wissen bestimmt, was ich meine, wenn ich sage: Kinder-CDs können auch einfach nur schrecklich sein.
Musik-CDs sind oft besonders grausam. Klassische Kinderlieder werden oft von streng disziplinierten Kinderchören im Falsett vorgetragen, was uns allein schon durch die total irre Tonhöhe des Gesangs kirre macht. Rolf Zuckowski & Co. sind da schon die angenehmere Alternative, aber seien wir mal ehrlich, da ist vieles schon hart an der Grenze zum Schlager (oder auch weit dahinter). Für uns als Eltern, die volkstümlicher Musik und Schlager nichts abgewinnen können, auf Dauer auch keine große Freude. Klar, Kinder lieben Schlager: Die eingängigen Melodien, die vielen Wiederholungen, der überdeutliche Rhythmus. Es muss aber doch auch anders gehen!
Geht es. Von Oetinger Audio ist jetzt die Compilation „Unter meinem Bett“ erschienen. Vertreten darauf sind einige deutschsprachige Singer/Songwriter, die in der Indie-Szene bekannt sind, wenn auch nicht für Kinderlieder. Und hier spielen sie kinder-geeignete Lieder. Die meisten Songs sind liebevoll erzählte Geschichten, vorsichtig und dezent instrumentiert, klar verständlich und ruhig gesungen. Viele haben wundervolle Melodien, aber für Kindermusik kommt vielleicht manchmal der Refrain zu kurz und die Strophen neigen zu einer gewissen Länge.
Der Sampler beginnt mit „Der Tee von Eugenia“ (Francesco Wilking & Moritz Krämer), ein Song mit Ohrwurmpotenzial und Kinderstimmen im Refrain. Bereits der zweite Track hat es in sich, denn der inzwischen berühmte Gisbert zu Knyphausen steuert „Immer muss ich alles sollen“ bei, bei dem der Song-Name Programm ist: „Hände waschen, Nägel schneiden, / Zähne putzen, ruhig bleiben, / bitte sagen, danke sagen, / nicht so viele Fragen fragen, […] Immer muss ich alles sollen. / Jetzt lasst mich doch auch endlich mal etwas wollen.“ – welche Eltern erkennen sich nicht zumindest manchmal darin wieder? Und welches Kind…?
Auch der Autor und Interpret des dritten Tracks ist uns wohlbekannt: Bernd Begemann, den haben wir schon gehört, als wir uns als Paar kennen gelernt haben und für uns an Kinder noch gar nicht zu denken war. Hier habe ich vor dem Hören der CD am ehesten mit einem schlager-artigen Song gerechnet, aber „Den ganzen Sommer lang“, gesungen von Begemanns Tochter Belinda, ist in Wirklichkeit eine kleine, lockerleichte, beschwingte Pop-Perle über den Sommer, wunderbar fluffig und gutlaunig. Von all der Kindermusik auf der CD würde ich dieses Lied als das kinderfreundlichste bezeichnen. Kurzer Strophen, dreimal der eingängige Refrain, das hat der Bernd richtig gemacht.
Der vierte Track ist thematisch ähnlich gelagert, auch bei Desiree Klaeukens‘ „Große Pause“ geht es um Sommer-Urlaub. Auch von dem Lied hatte ich schon einen Ohrwurm, was beim Thema Kindermusik mit Sicherheit ein großes Qualitätsmerkmal ist. Der „Maulwurf“ von Pohlmann erlebt aus Neugierde ein großes Abenteuer, eine Lied gewordene Kurzgeschichte, wunderbar, aber auch sehr komplex.
Überhaupt, die Komplexität. Dass die Kinder auf „Unter meinem Bett“ nicht mit einfachsten Texten und Umpfta-Umpfta-Mucke abgespeist werden, finde ich großartig! Die meisten Lieder haben wirklich etwas zu erzählen und es lohnt sich hinzuhören. Andererseits funktioniert die CD dadurch praktisch nicht als Hintergrundbeschallung beim Legobauen oder Duplospielen. Zumindest für unseren Lavendeljungen bedeutet es derzeit noch eine gewisse Konzentrationsleistung, aufmerksam dabeizubleiben. Oft steigt er bei den Refrains ein und singt einfach ein paar Zeilen mit. Aber das ist auch völlig okay. Die vom Verlag angegebene Altersempfehlung ist „ab 4“ und da der Lavendeljunge gerade erst vier geworden ist, wird das bei einem 5- oder 6-Jährigen sicher schon besser funktionieren.
PeterLicht ist ebenfalls ein sehr bekannter Name, ich glaube, erstmals habe ich 2001 mit „Sonnendeck“ von ihm gehört. Psychodelisch-skurril ist der auf dem Sampler enthaltene Song „Gegenteiltag“, aber seine Kernaussage ist so einfach wie versöhnlich: „Aber niemand, niemand ist allein“. Noch ein sehr bekannter Name, vielleicht der derzeit bekannteste unter den Songwritern: Olli Schulz. Er hat seine Theme zur von ihm selbst erdachten fiktiven Zeichentrick-Serie „Kommissar Ärmchen“ beigesteuert. Der Song besteht aus aneinandergereihten Wortwitzchen und einer grandiosen Titelmelodie. Mehr nicht, aber auch nicht weniger, und der typische Olli-Schulz-Klamauk in kindgerechter Form funktioniert fantastisch: „[…] macht mit den Lachsen Faxen. / Doch der Hummer, der hat Kummer, / weil die Robben ihn verkloppen. / Ärmchen ist zur Stelle, / um den ganzen Quatsch zu stoppen.“
Wenn der Lavendeljunge in nächster Zeit vor sich hinmurmelt „eine grimmige alte Frau“, dann liegt das daran, dass genau so eine dem „grimmigen alten Mann“ aus Jan Plewkas Track 8 der CD fehlt. Eine leicht melancholische Ballade, die ich persönlich jetzt kein besonderes Highlight finde. Ebenfalls etwas schwach finde ich „Der Habicht und der Hahn“ von Käptn Peng. Kein Referain, nur ein „Nanana“, da bleibt musikalisch nicht viel hängen und die lustige Geschichte von Habicht und Hahn, die sich nicht mögen dürfen, aber es nunmal tun, kann den Song nicht ganz retten.
„Ich häng irgendwo dazwischen“ von ClickClickDecker hat statt „Nanana“ ein „Bababa“, aber dazu auch einen Refrain. Der Text handelt vom Fragestellen und Wissenwollen, sehr kindgerecht also, wenngleich schon weit weg von typischer Kindermusik. Das ist „Weil ich groß bin“ von Moritz Krämer und Francesco Wilking irgendwie auch, weil es eben akustischer Gitarrenpop ist. Aber „Ich bin Paul und wer bist du? / Schrei mir deinen Namen zu!“ – hier haben wir am ehesten die Perspektive eines Kleinkindes oder Kindergartenkindes. Das „Lied von den Wölfen“ von Wolfgang Müller ist eigentlich viel mehr ein schön vertontes Kindergedicht als ein Popsong. Das Finale der CD stammt vom 2012 verstorbenen Nils Koppruch, es ist der Song „Unter meinem Bett“, der auch dem Sampler seinen Titel gibt.
Insgesamt ist „Unter meinem Bett“ eine Kinder-CD für Erwachsene. Sie soll den Eltern, die die mitwirkenden Künstler kennen und schätzen, gefallen, und dann eben (hoffentlich) auch deren Kindern. Ich kann mir vorstellen, dass in vielen Haushalten mit der Anschaffung dieser CD Überzeugungs- und Überredungsversuche beginnen werden, bei denen musikbegeisterte Mütter und Väter ihren Sprösslingen die „gute Musik“ nahelegen wollen. Das wird vielleicht nicht immer gelingen, aber zumindest für uns ist es eine Wohltat, wenn zwischen Conni, Feuerwehrmann Sam, Rolf Zuckowski, Tiger Taps und Benjamin Blümchen auch mal qualitativ hochwertige Musik das Kinderzimmer beschallt. Eine Stunde Sound-Himmel inmitten der (manchmal) Kinder-Entertainment-Hölle. Danke, Oetinger Audio!
GEWINNSPIEL:
Neugierig geworden? Dann könnt ihr euch hier die Chance auf eine CD #UntermeinemBett sichern. Wir verlosen insgesamt zwei Exemplare der Kinder-CD. Teilnehmen könnt ihr bis zum 31. Oktober 2015. Bitte tragt euch dafür in das unten stehende Formular ein. Für das Gewinnspiel drücken wir euch natürlich die Daumen.
Liebe Annika,
das ist ja ein richtig ausführlicher Musikbeitrag! Ich finde den Bericht als auch die Fotos vom großen Knaben sehr toll! Der Titel ist Unter Meinem Bett könnte bestimmt bei meinen Neffen sehr gut ankommen.
Beim Gewinnspiel möchte ich mich jedoch enthalten und wünsche allen viel Glück!
LG, Alex.
Meine beiden Kurzen tanzen auch echt gerne, aber Celina mag bisher nur die „richtige“ Kindermusik, also die für die ganz kleinen, momentan ist ihr Lieblingslied „Biene Maja Tanz“ des dudelt hier den halben Tag, daher enthalte ich mich bei deinem GS auch mal und drück deinen Teilnehmern ganz feste die Daumen:)
Auch meinem Enkelchen fällt es schwer, lange Autofahrten durchzuhalten. Aber er singt gerne und eine Zeitlang kann ich ihn durch gemeinsames Singen ablenken, es ginge auch länger, wenn ich nicht vorher heiser würde. Die Beschreibung der CD lässt mich glauben, dass sie uns super gut gefallen würde und meine Stimme sicher dadurch entlastet würde. Ich würde mich über den Gewinn sehr freuen. Liebe Grüße, Cornelia
Klingt nach der perfekten CD für unsere Große Sie würde sich bestimmt riesig über eine freuen…