Estland ist bei uns Deutschen als Reiseziel eher unbekannt. Traditionell verreisen wir lieber nach Süd- oder Nordeuropa. Dass Estland ein wunderschönes und modernes (Urlaubs-)Land ist, möchten wir euch gerne im folgenden Artikel zeigen. Tatsächlich hat sich Estland in den dreißig Jahren nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion unheimlich entwickelt. Wer das Bild eines rückständigen Landes im Kopf hat, sollte das schleunigst ändern. Die Esten sind unheimlich fortschrittlich und an vielen Stellen sehr an Skandinavien orientiert.
Nachdem wir drei Tage in der Hauptstadt Estlands verbracht haben, geht es für uns weiter nach Saaremaa. Die größte Insel Estlands ist gleichzeitig die viertgrößte der Ostsee. Von Tallinn fahren wir mit unserem Mietwagen nach Virtsu. Die Fahrt dauert knapp zwei Stunden. Die Landschaft ist geprägt von viel Grün und niedlichen Holzhäusern.
Von Virtsu aus setzen wir mit der Fähre über nach Muhu. Die Fahrt auf der modernen Fähre, auf der es ganz selbstverständlich kostenloses Wlan gibt, dauert keine halbe Stunde und kostet keine 15€. Von dort geht es weiter nach Kuressaare, den Hauptort der Insel.
Kuressaare: Sehenswürdigkeiten und Empfehlungen
Der niedliche Kurort Kuressaare hat knapp 16.000 Einwohner und liegt im Südwesten der Insel direkt an der Ostsee. In Kuressaare haben wir ein modernes Appartement unweit der Innenstadt gemietet.
Der Hunger und die Entdeckerlust treiben uns schon bald wieder auf die Straßen. Wir schlendern durch das niedliche Städtchen mit den vielen einladenden Cafés und Restaurants. Wir entscheiden uns für das Café Retro und genießen leckere Burger und Pommes auf der Terrasse. Anschließend setzen wir unseren Spaziergang durch Kuressaare fort.
Unser Weg führt uns Richtung Strand. Unweigerlich landen wir im Stadtpark. Hier befinden sich nicht nur das wunderschöne Kurhaus, sondern auch die beeindruckende Burg von Kuressaare. Während die Kinder sich auf dem neu gebauten Spielplatz und den Wehranlagen austoben, genießen wir die Abendsonne.
Vielleicht ein bisschen zu lange, denn auf dem Rückweg kommen wir in einen heftigen Regen, der uns bis auf die Unterhose nass werden lässt. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass wir eine wunderschöne Zeit auf Saaremaa haben werden.
Auch in den nächsten Tagen ist das Wetter auf Saaremaa eher durchwachsen. Die Lavendelkinder freut es, denn wir machen es uns viel in der Ferienwohnung gemütlich. Außerdem nutzen wir die Zeit, um die Bischofsburg von Kuressaare zu besichtigen. Die Burg beherbergt ein Museum zur Inselgeschichte von Saaremaa. Leider ist die Ausstellung wenig modern gestaltet, so dass ich die Besichtigung eher belastend als interessant empfinde.
Willkommen im Mittelalter
Ganz anders ist es im Erlebniszentrum des Mittelalters Archebald, das sich unweit der Innenstadt von Kuressaare befindet. Hier kann man in die Welt des Mittelalters abtauchen. Jeder Besucher erhält eine persönliche Führung, bei der man nicht nur viel über das Mittelalter erfährt, sondern auch alles selbst ausprobieren darf.
Die Führung startet in der Folterkammer, führt durch einen Raum mit Rüstungen und Waffen sowie einen Saal mit alten Kleidern und Gewändern, die man natürlich aus- und anprobieren darf, und endet im Hof mit Schmiede und Holzwerkstatt.
Im Eintrittspreis von gerade mal 7€ ist das Prägen einer Münze, das Basteln einer Bienenwachskerze und Bogenschießen enthalten. Außerdem kann man im Innenhof viele Spiele des Mittelalters ausprobieren und Kaninchen streicheln. Wir waren restlos begeistert und können den Besuch Familien mit Kindern nur empfehlen. Leider gibt es die Führungen nur auf Englisch, so dass wir übersetzen mussten.
Unberührte Natur und tolle Strände
Außerhalb von Kuressaare geht es auf Saaremaa eher gemütlich zu. Viele Dörfer haben gerade mal eine Hand voll Einwohner. Saaremaa war während der Sowjetzeit Sperrgebiet. Das führt dazu, dass die Natur an vielen Stellen völlig unberührt ist.
Glücklicherweise ist das Wetter mittlerweile so, dass es immer wieder aufklart. Irgendwann übernimmt die Sonne das Kommando. Mit unserem Mietwagen, ohne den wir ziemlich aufgeschmissen wären, erkunden wir die Insel.
Wir besichtigen den Windmühlen-Park bei Angla im Norden von Saaremaa und entdecken den Nationalpark Vilsandi. Aufgrund fehlender Beschilderung und dünner Informationslage im Internet und Reiseführer ist das gar nicht so leicht. Wir probieren es im Trial-and-Error-Verfahren.
Über einen etwa 20 km langen und sehr idyllischen Schotterweg gelangen wir auf die Halbinsel Harilaid. Auf einem öffentlichen Parkplatz stellen wir unseren Mietwagen ab.
Von hier führt ein etwa fünf Kilometer langer Wanderweg zum schiefen Leuchtturm Kiipsaare. Auf Empfehlung mieten wir uns am Parkplatz Fahrräder und machen eine Radtour zum wunderschönen Sandstrand. Hier sind wir fast für uns allein. Wir sammeln Hühnergötter und Fossilien, die es auf Saaremaa reichlich gibt.
Einen weiteren wunderschönen Sandstrand entdecken wir unweit von Kuressaare. In Mändjala gibt es einen fast sieben Kilometer langen Sandstrand, der von Dünen und Kiefern gesäumt ist. Perfekt für einen Badeurlaub.
Beeindruckende Steintürme
Neben Sandstränden gibt es auf Saaremaa auch zahlreiche Steinstrände. Viele davon findet man im Süden der Insel. Die Steinstrände sind nicht nur perfekt, um Fossilien und Versteinerungen zu suchen, sondern auch um beeindruckende Steintürme zu bauen. Auch wir lassen uns den Spaß nicht nehmen und bauen fleißig mit.
Weitere Sehenswürdigkeiten auf Saaremaa
Ganz im Süden der Insel befindet sich der Sõrve Leuchtturm. Ein schönes Fleckchen Erde, das im Vergleich zu anderen Orten auf Saaremaa gut besucht ist.
Wer im Norden des Insel unterwegs ist, sollte einen Abstecher nach Tagaranna machen. In dem einstigen Fischerort muss man sich einfach wohlfühlen.
Die niedlichen Holzhäuser, der Strand und die Steilküste wirken wie aus einem Bilderbuch. Sie lassen die Produktion von Glückshormonen automatisch in die Höhe steigen.
Ein Sommer in Estland: Saaremaa entschleunigt
Insgesamt haben wir zehn Tage auf Saaremaa verbracht. Wir haben die Natur und die Ruhe genossen. Das niedliche Städtchen Kuressaare, das als Kur- und Erholungsort gilt, hat uns verzaubert.
Auf unserer Reise haben wir Estland als wunderschönes, naturnahes, modernes und vergleichsweise teures Reiseland kennengelernt. Die Preise liegen oft über dem deutschen Standard. Immer wieder mussten wir feststellen, dass unsere „Vorurteile“ mehr als unangemessen sind.
Wer das Nordische und Naturnahe mag, wird auf Saaremaa glücklich. Saaremaa ist ein wunderschöner Ort, um (als Familie) Urlaub zu machen und den Sommer in Estland zu genießen.
Wart ihr schon mal in Estland? Wie habt ihr das Land erlebt?
Hallo Anika, schöne Eindrücke hast du uns da mitgebracht. Werde ich später mal meinem Mann zeigen. Das Erlebniszentrum hätte Leonie bestimmt auch viel Freude bereitet. Liebe Grüße Desiree