Wer als Eltern Freundschaften pflegen möchte, hat es nicht erst seit Corona schwer. Während sich der Kreis der Freunde meist bereits im Jahr nach der Geburt des ersten Kindes auf Kontakte mit anderen Eltern beschränkt, wird es auch in den Jahren danach nicht einfacher. Ob dauermüde, gerade stillend oder aufgrund fehlendem Babysitter lassen sich die Abende im Theater, Restaurant oder auf einem Konzert an einer Hand abzählen. Auch ein gemütlicher Abend auf dem Sofa mit der besten Freundin ist oft schwerer umzusetzen als gedacht. Die Erfahrung zeigt: Ein Kind wird immer spontan krank oder kann gerade an dem Abend nicht einschlafen.
Freundschaft mit Kompromissen
Mehr oder weniger frustriert begnügt man sich nach einer Weile also mit einem Kompromiss. Man beginnt die sozialen Kontakte auf befreundete Familien und die Nachmittage zu beschränken. Während die Kinder also wahlweise das Kinder- oder Wohnzimmer verwüsten, eine neue Windel brauchen, Hunger haben oder Streit geschlichtet werden muss, versucht man mit den anderen anwesenden Erwachsenen ein Gespräch zu führen. Im Mittelpunkt stehen dabei meist die Kinder sowie typische Familienthemen.
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich mag solche Nachmittage, aber sie sind auch unglaublich anstrengend. Gerade wenn Kinder im Baby- oder Kleinkindalter dabei sind, kann man kaum eine Satz beenden, bevor man nicht wieder reagieren oder agieren muss.
Elternfreundschaften: Besser als ihr Ruf
Nichtsdestotrotz geben einem diese Nachmittage unheimlich viel. Im Gespräch mit anderen Eltern merkt man immer wieder, dass man mit seinen Sorgen, Ängsten und Problemen nicht allein ist. Man kann sich austauschen, gegenseitig bemitleiden oder nach einem Rat fragen.
Auf ganz natürliche Weise hat man immer ein Gesprächsthema. Schließlich befinden wir uns alle in einer ähnlichen Lebensphase. Was zu Beginn eine Zweckgemeinschaft ist, entwickelt sich oft zu Freundschaften, die man nicht mehr missen möchte.
Ohne dass man es merkt, verabschiedet man sich nach und nach von Freundschaften mit kinderlosen Freunden. War es zunächst nur die fehlende Zeit, sind es später die fehlenden gemeinsamen Themen und das fehlende Verständnis. Wenn ich mich in unserem Freundeskreis umsehe, ist eine kinderlose Freundin geblieben. Der Rest sind befreundete Eltern.
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Inzwischen sind die Lavendelkinder so groß, dass sie auch problemlos ohne Eltern zu Freunden gehen. Nichtsdestotrotz treffen wir uns nach wie vor gerne mit den anderen Eltern. Dann machen wir zusammen einen Ausflug, trinken gemeinsam Kaffee oder unterhalten uns, während die Kinder spielen.
Dabei sind wir manchmal, wer kann es glauben, sogar mehr als zehn Minuten ungestört. Noch dürfen wir als Eltern dabei sein. Doch die Tage sind gezählt. Dann sehnen wir uns nach alten Zeiten zurück…