Lange Zeit war es unklar, wo und wie wir unsere Sommerferien verbringen. Unsere ursprünglich geplante Rundreise durch Südschweden haben wir kurz vor den Sommerferien abgeschrieben. Wir hatten weder eine Reiseroute ausgearbeitet, noch waren die Wetteraussichten für Schweden besonders berauschend. Beim Blick auf die Wettervorhersage fiel uns Belgien ins Auge. Dort sollten es weder unerträgliche 40 Grad werden, noch sollte es ununterbrochen regnen. Passend zu meinem Wunsch endlich mal wieder Brügge zu sehen, buchten wir kurzerhand eine Ferienwohnung in Seebrügge (Affiliate-Link) und saßen schon wenige Tage später im Auto.
Der Plan: Wir kombinieren einen Städteurlaub in Brügge mit einem Strandurlaub und erkunden außerdem Belgien. Ich wollte wissen, ob ich das gängige Klischee, dass Belgien hässlich ist, endlich entkräften kann.
Bereits kurz nach dem Überqueren der Grenze kamen mir große Zweifel. Mein Blick fiel auf Schienen, Industrie und Umspannwerke. Ganz automatisch bildete sich ein Wort in meinem Kopf, das ich nicht wahrhaben wollte. Doch spätestens als wir unseren Urlaubsort erreichten, gab es kein leugnen mehr. Belgien ist hässlich!
Zeebrugge: Strand mit überraschender Weite
Beim Buchen der Ferienwohnung hatten wir geflissentlich ignoriert, dass Seebrügge nicht nur ein belgischer Badeort ist, sondern auch den zweitgrößten Hafen Belgiens beheimatet. Dementsprechend umfangreich und hässlich ist auch die Infrastruktur mit LKW- und Bahnzuwegen vor Ort.
Doch ein Blick auf die benachbarten Badeorte verriet, dass das als Erklärung nicht ausreichte. Auch Blankenberge, Knokke-Heist oder Ostende sind keineswegs Schönheiten. Doch hey: Immerhin gibt es in Belgien Strand und Meer!
Nachdem wir uns vom ersten Schock erholt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Strand und wurden positiv überrascht. Es erwartete uns feiner Sand, wunderschöne Dünen und ein unheimlich breiter Strand, den man selbst in der Hauptsaison an vielen Stellen fast für sich allein hat. Die Lavendelkinder waren glücklich. Sie tobten durch die Dünen, sammelten Muscheln und waren sofort in ihrem Element. Wir atmeten tief durch und ließen uns in den Sand fallen. Der Urlaub konnte beginnen.
Schnell war die Bebauung der Strandpromenade vergessen und nach einem Spaziergang von zehn Minuten gar nicht mehr in Sichtweite. Denn Zeebrugge Strand grenzt in weiten Teilen an ein Wandergebiet, das den Strand von Blankenberge und Seebrügge miteinander verbindet.
Was man bei einem Strandbesuch in Zeebrugge wissen und beachten muss, ist, dass das Baden nur in gekennzeichneten und bewachten Bereichen erlaubt ist. Da es teilweise starke Strömungen gibt, wird der Strand von zahlreichen Lifeguards bewacht.
Brügge: Eine Stadt zum Verlieben
Brügge ist eine Stadt, die man einfach lieben muss. Nicht umsonst zählt das historische Stadtzentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Mittelalter war Brügge eine der reichsten Städte Europas. Viele der reich geschmückten Gebäude dieser Zeit sind noch heute erhalten und prägen das Stadtbild.
Bereits vor 15 Jahren haben der Lavendelpapa und ich schon einmal einen Städtetrip nach Brügge (Affiliate-Link) gemacht. Damals waren wir auf dem Weg in die Provence und wollten uns eigentlich gar nicht mehr von der wunderschönen Stadt, in der man von Schokolade und Waffeln träumt, trennen. Wir waren sofort verliebt in diese zauberhafte Stadt, die durch die zahlreichen Kanäle, wunderschönen Brücken und beeindruckenden Kirchen eine ganz besondere Stimmung ausstrahlt.
Kurzum: Ich wusste, irgendwann möchte ich wiederkommen, im Sonnenschein durch die kopfsteingepflasterten Straßen schlendern und im Waffel-Himmel schweben. Nun war es endlich soweit und um es gleich vorweg zu nehmen: Brügge ist noch viel schöner, als ich es in Erinnerung hatte.
Wer mit dem Auto nach Brügge kommt, sollte am besten in einer der zahlreichen Tiefgaragen parken. Dies ist vergleichsweise günstig und wirklich komfortabel, denn die Parkhäuser liegen alle recht zentral.
Unser Ausgangspunkt für die Stadtbesichtigung war die Tiefgarage `t Zand, die wir von unserer Ferienwohnung in Zeebrugge innerhalb von 20 Fahrminuten erreichten. Da Brügge mit seinen 120.000 Einwohnern recht überschaubar ist, kann man die Stadt problemlos zu Fuß erkunden. Am besten lässt man sich einfach treiben.
Nicht verpassen solltet ihr die Gegend rund um das Sint-Janshospitaal, ein mittelalterliches Krankenhaus mit Apotheke. Erfreut euch an den mittelalterlichen Gebäuden, bestaunt die Liebfrauenkirche und überquert dann den Sint-Janskaai. Schlendert vorbei an zahlreichen Schokoladengeschäften Richtung Begijnhof.
Der Beginenhof entstand im 13. Jahrhundert. Er war und ist Wohnort einer christlichen Gemeinschaft. Noch heute wird es von Benediktinerinnen bewohnt, steht aber für einen Besuch offen. Verlasst den Beginenhof im Süden und nehmt den Weg vorbei am Sashuis, einem alten Schleusenhaus, zurück in den Trubel. Auf dem Rückweg solltet ihr euch unbedingt mit einer Portion Pommes in der FritBar stärken.
Umrundet dann Liebfrauenkirche, überquert die malerische Bonifazius-Brücke und seht euch anschließend im Innenhof vom Gruuthusemuseum um. Wer seine Füße schonen möchte, kann hier an der Ecke z.B. zu einer Kanalrundfahrt aufbrechen. Die geführten Touren dauern eine halbe Stunde und ermöglichen einen Blick auf die Stadt vom Wasser.
Lauft dann entlang vom Kanal weiter Richtung Rozenhoedkaai. Über die Blinde-Ezelbrug erreicht ihr den großen Burgplatz. Hier findet ihr das wunderschöne Rathaus aus dem 14. Jahrhundert sowie die Heilig-Blut-Basilika, die ihr euch unbedingt von innen ansehen solltet. Lauft nun weiter zum Grote Markt, dem zentralen Marktplatz von Brügge. Dort befindet sich der 83 Meter hohe Belfried, der natürlich besichtigt werden kann.
Vom Marktplatz aus geht es weiter Richtung Hanseviertel, das sich rund um das Jan van Eyckplein-Denkmal erstreckt. Am ehemals wichtigen Umschlagplatz und Hafen findet man wunderschöne Häuser, gemütliche Cafés und eine ganz besondere Stimmung.
Natürlich gibt es in Brügge noch viel mehr zu entdecken. Plant für den Besuch mindestens zwei, besser drei Tage ein und lasst euch von den mittelalterlichen Gebäuden verzaubern.
Gent: Schönste Stadt in Belgien?
Neben Brügge stand auch Gent auf unserer Must-See-List. Von Zeebrugge aus fährt man mit dem Auto etwa 45 Minuten bis nach Gent, was für einen Tagesausflug gut machbar ist. Gent war im Mittelalter ein mächtiger Stadtstaat, was sich noch heute im Stadtbild widerspiegelt. Nicht selten hört man, dass Gent die schönste Stadt in Belgien ist.
Leider hatten wir bei unserem Besuch in Gent ein wenig Pech, denn aufgrund der Genter Feste konnten wir die Schönheit von Gent nur erahnen. Durch das große, jährlich stattfindende Volksfest waren zahlreiche beeindruckende Gebäude der mittelalterlichen Altstadt mit Bühnen, Ständen und Pontons verbaut.
Die sonst sicherlich wunderschöne Stadt wirkte durch den anfallenden Müll auf den Straßen schmutzig und teilweise wenig einladend. Doch wir machten das Beste aus unserem Besuch, schlenderten vorbei an den beeindruckenden Bauwerken wie die St.-Bavo-Kathedrale, den Belfort, die Sint-Niklaaskerk und den alten Zunfthäusern. Wir genossen den Blick von der Sint-Michielsbrug, gingen ein wenig shoppen und stärkten uns bei Burger und Pommes.
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, die imposante Wasserburg Gravensteen zu besichtigen. Die Burg liegt am Rand der Altstadt. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert. Dank humorvollem Audioguide und Rätselheft für die Kinder, die im Eintrittspreis enthalten sind, ist der Besuch der alten Burg spannend und abwechslungsreich. Außerdem hat man von der Burg einen spektakulären Blick über Gent.
Ausflugsziele rund um Brügge: Lissewege
Nur wenige Minuten von unserer Ferienwohnung entfernt, liegt das kleine Dorf Lissewege. Es zählt zu den schönsten Dörfern Belgiens.
Wer sich nach Ruhe sehnt und Lust auf einen kleinen Ausflug hat, kann hier gemütlich durch die hübschen Gassen schlendern, einen Kaffee trinken und die große frühgotische Backsteinkirche bestaunen. Außerdem findet man im Sommer in Lissewege Kunst aller Art, wie z.B. Skulpturen oder richtig cooles Guerilla Knitting.
Bücher- und Künstlerdorf Damme entdecken
Ähnlich hält es sich mit dem Örtchen Damme. Genau wie in Lissewege gibt es hier an allen Ecken Kunst zu bestaunen. Zudem gilt Damme als Bücherdorf und die Heimat von Thyl Ulenspiegel, der belgischen Variante von Till Eulenspiegel. Besonders hübsch anzusehen ist das gotische Rathaus sowie die teilweise zu einer Ruine verfallene Kirche.
In dessen unmittelbarer Nähe befindet sich im Sommer eine gemütliche Pop-Up-Bar. Zudem gibt es in Damme zahlreiche (Gourmet-)Restaurants, eine Windmühle und einen hübschen Ortskern, für den sich ein kleiner Abstecher definitiv lohnt.
Lohnt sich ein Belgien-Urlaub?
Ob ich noch einmal Urlaub in Belgien machen würde? Definitiv ja! Brügge und auch Gent waren wunderschön! Dazu das Meer und der Strand in Zeebrugge sowie einige weitere kleine Highlights.
Leider ist Belgien für uns nicht um die Ecke. Wir fahren mit dem Auto acht bis neun Stunden bis nach Seebrügge. Für einen Kurzurlaub sicherlich zu weit. Wer allerdings im Ruhrgebiet lebt, sollte sich Brügge (und auch Gent) nicht entgehen lassen. Die Städte sind absolut sehenswert und haben einiges zu bieten. Auch mit Kindern gibt es genug zu entdecken, so dass man einen Urlaub in Belgien gut als Familienurlaub planen kann.
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