Geburt vorbereiten

Traumatische Geburt und Traumgeburt – Vorbereitung, Erleben und Verarbeitung meiner Geburten mit dem Geburtsbuch aus dem Beltz Verlag

Anzeige Machen wir uns nichts vor: Die Geburt eines Kindes ist mit viel Anstrengung, Schmerz und Schweiß verbunden. Dennoch ist die Geburt des eigenen Kindes für viele Frauen das emotionalste und schönste Erlebnis in ihrem Leben. Ich selbst kann dieser Aussage leider nur zu 50% zustimmen. Die Geburten der beiden Lavendelkinder waren so unterschiedlich wie sie nur sein können. Die eine Geburt war in gewisser Weise für mich traumatisch, die andere wunderschön.

Geburtsbericht

Die Geburt des Lavendeljungen

Bei der Geburt des Lavendeljungen war ich 27 Jahre alt. Ein junger Hüpfer. Ich besuchte einen Yogakurs für Schwangere und einen Geburtsvorbereitungskurs, tauschte mich mit meiner Hebamme aus und versuchte mich, so gut es eben ging, auf die Geburt des Lavendeljungen vorzubereiten. Trotz aller Vorbereitung fühlte ich mich unsicher. Ich hatte das Gefühl, nicht zu wissen, was auf mich zukommt und das machte mich in gewisser Weise nervös. Als dann der errechnete Geburtstermin des Lavendeljungen verstrich, nahm die Nervosität zu. Meine Frauenärztin war im Urlaub und ich musste zu einer mir bislang unbekannten Vertretung. Die Vertretung versicherte mir zwar, dass mit dem Lavendeljungen alles in Ordnung sei, nachdem ich ihn jedoch mehr als eine Woche übertragen hatte, riet sie mir doch einmal im Krankenhaus anzurufen.

Im Krankenhaus reagierte man auf meinen Anruf ziemlich unfreundlich: „Was? Schon eine Woche über dem Termin? Kommen Sie morgen früh sofort ins Krankenhaus! Wir leiten die Geburt ein.“ Unerfahren wie ich war, machte ich mich mit dem Lavendelpapa nach einer schlaflosen Nacht auf ins Krankenhaus. Was ich dort erleben musste, war kurz gesagt, alles andere als eine Traumgeburt. Bei Ankunft im Krankenhaus hatte ich so gut wie keine Wehen und auch die Tablette, mit der bei mir eingeleitet wurde, brachte zunächst nicht viel. Da das Krankenhaus zunächst kein Zimmer für mich hatte, durften der Lavendelpapa und ich uns mehr als einen halben Tag auf den Krankenhausfluren herumdrücken.

Geburtsbuch

Eine traumatische Geburt

Als der Lavendeljunge auch nach dem Abendessen noch keine Anstalten machte, sich auf den Weg zu machen, wurde ich ärgerlich. Nicht auf den Lavendeljungen, nein, auf das Krankenhaus, das uns in ihren Wänden festhielt und nicht wieder gehen ließ. Dann plötzlich kam die große Wendung: Die Wehen setzen ein und das mit einer Intensität, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich wurde auf ein Bett gelegt, das ich für die nächsten zehn Stunden nicht mehr verlassen durfte. Es folgten Schmerzen, die nicht zu ertragen waren, Anweisungen einer resoluten Hebamme, die überhaupt nicht meinen Vorstellungen entsprachen, denen ich aber aus Angst Folge leistete, Drohgebärden und Panikmache, verschiedenste Schmerzmittel, wehenfördernde und wehenhemmende Mittel, ein großer Blutverlust, eine unerfahrene Ärztin und am Ende die Geburt unseres Lavendeljungen mit einem Kristeller-Handgriff, über die ich zwar sehr glücklich war, die ich aber nicht genießen konnte, weil er mir sofort nach der Geburt weggenommen wurde. Ich blieb erschöpft zurück und konnte überhaupt nicht einordnen, was mit mir passiert war.

Geburt nachbereiten

Aufgrund des großen Blutverlusts musste ich über Nacht im Krankenhaus bleiben. Wieder wurde mir Angst gemacht. Eigentlich hatte ich von einer ambulanten und natürlichen Geburt geträumt, die mir durch eine unerfahrene Ärztin und eine Hebamme der ganz alten Schule verwehrt wurde. Ich blieb ohnmächtig und sehr erschöpft zurück. Es dauerte Wochen bis ich mich von der Geburt erholt hatte und noch immer ist sie mir als traumatisches Erlebnis im Gedächtnis.

Die Geburt des Lavendelmädchen: Eine Entschädigung

In Vorbereitung auf die zweite Geburt arbeitete ich die erste Geburt noch einmal mit meiner Hebamme auf. Ich wusste nun viel mehr, was ich wollte und war mir sicher, dass ich meine Bedürfnisse auch besser artikulieren könnte. Ich ging gestärkt und voller Zuversicht, aber natürlich auch mit Angst, in die zweite Geburt. Zum Glück erlebte ich die Geburt des Lavendelmädchen als eine „Entschädigung“ für die erste Geburt. Eine selbstbestimmte Geburt, bei der ich nach drei Stunden im Kreißsaal mit dem Lavendelmädchen nach Hause konnte. Ich fühlte mich sofort zu Hause und angekommen.

Geburtsbuch Nora Imlau

Wenn ich meine beiden Geburten im nachhinein betrachte, ärgere ich mich darüber, dass ich bei der Geburt des Lavendeljungen nicht für meine Werte und Vorstellungen eingetreten bin und die Geburt einfach über mich ergehen lassen habe. Ich konnte die Gefahren und Möglichkeiten nicht richtig einschätzen. Auch der Lavendelpapa war machtlos und ließ alles mit mir geschehen. Ich fühlte mich allein gelassen und noch immer verursacht der Gedanke an die erste Geburt in mir ein ungutes Gefühl.

Eine Leseempfehlung zum Thema Geburt vorbereiten, erleben und verarbeiten

Ich kann allen schwangeren Frauen deshalb nur raten, sich mit dem Thema Geburt intensiv auseinander zu setzen. Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Erlebnis, das einen das ganze Leben begleitet. Zur Vorbereitung und zur Verarbeitung der Geburt möchte ich euch „Das Geburtsbuch: Vorbereiten – Erleben – Verarbeiten“ von Nora Imlau ans Herz legen. Das Geburtsbuch ist vor wenigen Tagen bei Beltz neu erschienen und setzt sich intensiv mit dem Thema Geburt auseinander. Aufgeteilt ist das Geburtsbuch in drei große Kapitel, in denen es um das Vorbereiten, Erleben und Verarbeiten der Geburt geht.

Geburtsbuch Beltz

Das Geburtsbuch enthält nicht nur beeindruckende Fotos von Kerstin Pukall, die in eindrucksvoller Weise die Emotionen der Frau zeigen, sondern hilft Frauen dabei sich körperlich und seelisch auf die Geburt vorzubereiten. Ein großes Thema des Geburtsbuches, das mir persönlich sehr viel bei meiner ersten Geburt geholfen hätten, ist beispielsweise „Was ist eine gute Geburt?“ und „Wie kann ich eine gute Geburt planen?“. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den verschiedenen Geburtsphasen und Gebärpositionen sowie den verschiedenen Geburtsorten und Geburtsarten. Obwohl ich bereits zwei Geburten „hinter mich gebracht“ habe, konnte ich beim Lesen des Geburtsbuches noch viel aus dem Buch für mich schöpfen.

Auch der Zeit nach der Geburt wird in dem Geburtsbuch Rechnung getragen, was ich persönlich sehr wichtig finde, da ich mich in dieser Zeit ziemlich alleine gelassen gefühlt habe. Es geht um die gesellschaftlichen Erwartungen, die Gefühle und den Körper nach der Geburt. Außerdem wird das sehr wichtige Thema „Gewalt in der Geburtshilfe“ angeschnitten, in dem ich mich wiedergefunden fühle.

Wie habt ihr die Geburt eurer Kinder erlebt? Blickt ihr auf ein positives oder negatives Geburtserlebnis zurück?

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Anika

Hier schreibt Anika. Ich bin 40 Jahre alt und Mutter von zwei wundervollen Kindern. Zusammen mit dem Lavendelpapa, dem Lavendeljungen (13 Jahre) und dem Lavendelmädchen (10 Jahre) wohne ich im wunderschönen Lüneburg. Von hier aus unternehmen wir viele kleine und große Reisen in die nähere Umgebung und in die weite Welt. Ich bin Liebhaberin des Lebens, des Reisens, guten Essens und schöner Dinge. Reisen, backen, basteln und fotografieren sind meine Leidenschaft. 2021 haben wir uns unseren Traum vom Schwedenhaus erfüllt. Seitdem leben wir in unserem kleinen Bullerbü und nehmen euch mit in unseren Alltag.

9 Gedanken zu „Traumatische Geburt und Traumgeburt – Vorbereitung, Erleben und Verarbeitung meiner Geburten mit dem Geburtsbuch aus dem Beltz Verlag“

  1. Huhu,

    nun jede Frau erlebt die Geburt anderster und ich persönlich halte da ohnehin nichts von Planung.

    Es sollte jedem klar sein, dass eine Geburt mit Schmerzen normalerweise verbunden ist und nie so schön, wie möglicherweise die Entstehung war…augenzwickern..

    Aber die man aber sehr schnell vergisst, wenn das Baby da ist!
    Klar kann es zu Komplikationen kommen…Bluverlust oder auch die Nabelschnur um den Hals. Aber für alles gibt es möglichkeiten zur Lösung.
    Und man sollte auch nicht allzu belesen in die Sache …Geburt …rangehen und einfach auf sein Bauchgefühl hören. Ich finde, jemehr man sich an liest, jemehr mögliche Angst/Ängste kommen auf.

    Und das wirkt sich immer negativ aus.

    Aber letztendlich zählt das Neugeborene und alles andere verschwindet…

    LG..Karin…

    1. Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Ich denke, das mit dem Lesen ist immer eine Typsache. Den einen beruhigt es und den anderen macht es eher unruhig. Ich weiß immer gerne, was auf mich zukommt. Daher ist das Buch genau richtig für mich. Außerdem ist es keinesfalls so geschrieben, dass es Angst macht.

  2. Hallo und guten Tag Anika,

    noch etwas zu Deiner ersten Geburt..Hm, also das Deine Frauenärztin dann in Urlaub war geht für meine Begriffe gar nicht…man gerade Frauenärzte wissen doch wann sie in Urlaub gehen bzw. wer noch auf der Gebärliste steht.

    Also hat sie keinen Plan „B“ mit Dir besprochen für den Fall der Fälle? Besonders wenn Du nur ambulant gebären wolltest?
    Meine Frauenärztin hat in ihrer Praxis keinen Ultraschall machen können und bei dieser Gelegenheit gleich mal alles mit dem Krankenhaus….wann, wo, wie mit mir besprochen. Da sie auch die Gebärenden nicht im Kreissaal betreut …also ging es zum Ultraschall da schon mal ins Krankenhaus..und ich konnte mir da schon immer mal wieder was anschauen.

    Andere Frage wo war Deine Hebamme? Besonders wichtig gerade bei ambulanter Geburt.

    LG..Karin…

    1. Bei uns ist die Frauenarztpraxis viel zu groß, als dass sich die Frauenärztin nach ihren Patientinnen richten könnte. Wenn es danach ginge, könnte sie nie Urlaub machen. Von daher bin ich ihr nicht böse. Zudem ist es bei uns so, dass es auch keine Beleghebammen gibt, so dass man unter Geburt mit völlig anderen Hebammen auskommen muss, als während der Vor- und Nachsorge. Also konnte mir meine Hebamme auch nur begrenzt helfen. Alles im allem habe ich einfach Pech gehabt.

  3. Hallo Anika,

    ich kann deinen Bericht sehr gut nachempfinden. Meine erste Geburt war auch traumatisch, und die zweite besser. Bei meiner ersten Schwangerschaft hatte ich einige Beschwerden. Und natürlich genauso wie du Angst, Unsicherheit und schlichtweg keine Ahnung. Mein Frauenarzt hatte zu der Zeit gerade mit einem Burnout zu kämpfen und war unmöglich. (den Grund habe ich aber erst später erfahren). Mein Großer entschied sich 4 Wochen zu früh zu kommen, ich dachte es wären die Senkwehen ! Mein Frauenarzt hatte total schlechte Laune und hat mich nur angemotzt. Ich hatte schon 10 Stunden Wehen gehabt und konnte nicht mehr. Letztendlich kam es zum Kaiserschnitt. Erklärt wurde gar nichts, gefragt schon mal gar nicht. Ich habe mich gefühlt wie ein Produkt und nicht wie ein Mensch. Es ist schön, dass es solche Bücher gibt. Ich würde mir nur mehr wünschen, dass Frauen sich wieder darauf zurück besinnen können zu was ihr Körper in der Lage ist. Ohne dass Ärzte eingreifen und uns sagen was das angeblich richtige ist. Wir Frauen brauchen wieder mehr Wissen und Gefühl für uns selbst, damit wir stark in eine Geburt gehen können.

    1. Ohje, deine Geschichte ist ja auch alles andere als schön. Ich glaube, es gibt viele Frauen, die eine traumatische Geburt hinter sich haben. Leider ist ein Gespräch darüber tabuisiert, was es nicht sein sollte. In unser Gesellschaft darf die Geburt eines Kindes nur mit schönen Gefühlen verbunden sein, was ich falsch finde. Zum Glück wurdest du durch die zweite Geburt ein wenig versöhnt.

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